Couscous

 m./n.  Z

Bedeutungen

[1] Gastronomie: ein nordafrikanisches Nahrungsmittel, das aus in Wasserdampf gegartem und zu Kügelchen zerriebenem Hirse-, Gersten- oder Weizengrieß besteht und zumeist Bestandteil sehr vieler unterschiedlicher Gerichte ist, die verschiedene Gemüse (Karotten, Kichererbsen, Kohl, Kürbisse, Tomaten, Zucchini und weitere) und oft auch separat gekochte Fleischsorten (vor allem Hammelfleisch, aber auch Geflügel, Rind) oder Fisch enthalten
Herkunft
Es existieren zwei Hypothesen über die Herkunft des Wortes, wobei die erste von einer Herkunft aus dem Arabischen ausgeht. In den letzten Jahrzehnten stellten einige Linguisten eine weitere Hypothese auf, nach der das Wort dem Berberischen entstamme. Im Folgenden sind beide aufgeführt:
  • Der ersten Hypothese nach wird das arabische Wort ❬ref name="Wehr1104"❭, Seite 1104.❬/ref❭ mit dem Verb ❬ref name="Wehr1104"/❭ in Verbindung gebracht.❬ref❭Marceau Gast: Une hypothèse sur l’origine historique et culturelle du couscous. In: , Seite 68.❬/ref❭ Anhänger dieser Hypothese bringen vor, dass dieses morphologisch zu einer äußerst kleinen Kategorie von Verben gehören soll, die (in der arabischen Konsonantenschrift) aus vier Schriftzeichen bestehen, wobei diese durch das, was Henri Fleisch „die Wiederholung eines biliteralen (zweibuchstabigen) Elements“ («la répétition d’un élément bilitère») nennt, aus einem anderen Wort mit dreibuchstabiger Wurzel gebildet wurden.❬ref❭T. Monastiri: [„correspondance]. In: Marceau Gast: Une hypothèse sur l’origine historique et culturelle du couscous. Aus: , Seite 68–69.❬/ref❭❬ref name="HF"❭.❬/ref❭ Henri Fleisch nennt unter anderem folgendes Beispiel zur Verdeutlichung: Das Verb ❬ref name="Wehr947"❭, Seite 947.❬/ref❭ soll demnach mit seiner doppelten biliteralen Konsonantenabfolge /fḫfḫ/ nach dem Verb ❬ref name="Wehr947"/❭ gebildet worden sein, wobei in diesem Fall die zwei ausdrucksstärksten Konsonaten /f/ und /ḫ/ gewählt und /r/ fallen gelassen wurden.❬ref name="HF"/❭ Dieser Hypothese nach soll nun auch das Verb nach diesen morphologischen Regeln der arabischen Grammatik gebildet worden sein, was beweisen solle, dass es arabischen Ursprungs sei.❬ref name="Monastiri69"❭T. Monastiri: [„correspondance]. In: Marceau Gast: Une hypothèse sur l’origine historique et culturelle du couscous. Aus: , Seite 69.❬/ref❭ Genau das ist jedoch nicht belegt: Das Verb findet sich in keinem der klassisch-arabischen Wörterbücher, geschweige denn in irgendeinem anderen antiken Wörterbuch.❬ref name="Monastiri69"/❭ Es taucht erst in modernen Wörterbüchern auf, frühestens in denen des ausgehenden 19. Jahrhunderts.❬ref name="Monastiri69"/❭ Des Weiteren lässt sich keine Wurzel erschließen, auf der das Verb zurückgeführt werden könnte.❬ref name="Gast71"❭Marceau Gast: Une hypothèse sur l’origine historique et culturelle du couscous. In: , Seite 71.❬/ref❭ All dies wirft wiederum die Frage auf, ob es nicht womöglich von einer Fremdsprache ins Arabische entlehnt wurde.❬ref name="Monastiri69"/❭ Schließlich gibt es auch zahlreiche Beispiele für vierbuchstabige Verben, die durch Lehnformung gebildet wurden; moderne Lehnformungen sind zum Beispiel ❬ref❭, Seite 143.❬/ref❭ und .❬ref name="Monastiri69"/❭ Wenn es also eine Entlehnung gab, so müsse sie jedoch sehr früh erfolgt sein, denn die ersten Belege für Couscousgerichte gehen zurück auf das 11. Jahrhundert.❬ref name="Gast71"/❭
  • Genau an dieser Krux setzt die zweite Hypothese an, nach der die Wortgeschichte ihren Anfang in der Berbersprache genommen haben soll❬ref name="Chaker"❭Salem Chaker: [„correspondance]. In: Marceau Gast: Une hypothèse sur l’origine historique et culturelle du couscous. Aus: , Seite 69–70.Diese „persönliche Korrespondenz“ ist mittlerweile online über das Centre de Recherche Berbère abrufbar: Salem Chaker: Couscous: sur l’étymologie du mot. [note]. Abgerufen am -- (PDF). Zitiert nach http://www.centrederechercheberbere.fr/documentations.html.❬/ref❭❬ref❭Auguste Cour, Charles Pellat: KUSKUSŪ. In: .❬/ref❭❬ref❭.❬/ref❭, auch wenn die genaue Wortbildung noch immer einige Unklarheiten aufweist❬ref name="Chaker"/❭. Die Bezeichnung für »Couscous« ist unter der Grundform und zahlreicher lokaler Lautformen nahezu in jedem algero-marokkanischen Berberdialekt nachweisbar (vergleiche ❬ref❭, Stichwort »Couscoussou«, Seite 139 (Zitiert nach ).❬/ref❭❬ref name="Huyghe"❭.❬/ref❭❬ref❭, Stichwort »SKS, seḱsu«, Seite 769 (Zitiert nach ).❬/ref❭❬ref❭.❬/ref❭ im Kabylischen; ❬ref❭, Stichwort »Couscous«, Seite 64 (Zitiert nach http://www.archive.org/).❬/ref❭❬ref❭.❬/ref❭❬ref❭.❬/ref❭ im Taschelhit und so weiter). In den Berberdialekten der Sahara, dem Tamaschek, findet sich hingegen eine leicht abgewandelte Form: ❬ref❭, Stichwort »ⵙⴾⵙⴾ keskesou«, Seite 919.❬/ref❭❬ref name="Lanfry"❭.❬/ref❭❬ref❭, Seite 578.❬/ref❭. Allein die geographische Verteilung dieser Wortformen soll bereits ein sehr starkes Indiz für einen lokalen, auf das Gebiet des Berberischen begrenzten Ursprung sein.❬ref name="Chaker"/❭ Das Wort weist auch ein bemerkenswertes morphologisches Merkmal für ein berberisches Nomen auf: das Fehlen des Anfangsvokals a-.❬ref name="Chaker"/❭ Nun soll dieses Merkmal, abgesehen bei Fremdwörtern, ein klares Indiz für einen Archaismus sein, der typisch für einige Nomina ist, die auf etwas Unzählbares, Unzerlegbares verweisen❬ref❭Vergleiche .❬/ref❭.❬ref name="Chaker"/❭ Ein weiteres Indiz für die Zugehörigkeit des Wortes auf lexikalischer Ebene soll in der Tatsache liegen, dass es nicht isoliert heraussteht, sondern sich im Bereich des Nordberberischen in ein sehr präzises und stabiles Wortfeld eingliedert, in welchem sich zwei sinnverwandte Wörter belegen lassen❬ref name="Chaker"/❭:
  1. (strukturell: a-seksu-t) ‚Couscoussier, Couscoussière‘: Auf morphologischer Ebene besitzt das Wort ein Ableitungsmorphem (Suffix) -t, das, auch in diesem Fall, ein klares Indiz für eine sehr frühe Wortentstehung sein soll.❬ref name="Chaker"/❭
  2. Das Substantiv und dessen weibliche Wortform ‚grobkörniger Couscous‘ sowie das Verb ‚grobkörnig sein‘.❬ref name="Chaker"/❭
Das Wort besitzt den im Berberischen allgemein üblichen Augmentativpräfix ber-❬ref name="Chaker72–73"❭.❬/ref❭. Somit lasse sich das Wort in eine Grundform zerlegen, wobei es sich bei der Komponente kukes höchstwahrscheinlich um eine Reduplikation handeln solle❬ref name="Chaker72–73"/❭. Demnach lasse sich eine Wurzel *KS erschließen, die der Ursprung aller genannten Wortformen sein könnte.❬ref name="Chaker"/❭ Die Tamaschek-Form soll im Übrigen die Annahme dieser Wurzel bekräftigen, da die Form ebenfalls als eine Reduplikation dieser zweibuchstabigen Wurzel bestimmt werden könne.❬ref name="Chaker"/❭ Eine weitere Bekräftigung der Annahme dieser Wurzel soll sich in der Existenz eines im Tamaschek-Dialekt Ghadames bezeugten Präfixverbs ‚Couscous formen‘❬ref name="Lanfry"/❭ (strukturell: s-keskes) zeigen.❬ref name="Chaker"/❭ Unter Vorbehalt einer eingehenderen lexikographischen Überprüfung scheine die Wurzel *KS synchronisch keine unmittelbare Erscheinungsform zu besitzen. Sie erscheine nur in Ableitungen teilweiser oder vollständiger Reduplikation (KS ❭ ksks; *KS ❭ kukes ; *KS ❭ sksu).❬ref name="Chaker"/❭ Die Form könne im Grunde eine (faktitive/instrumentale) Präfixableitung zu der Wurzel *KS sein; demnach müsse man es strukturell als s-ksu bestimmen.❬ref name="Chaker"/❭ Der Hauptverteter dieser Hypothese, Salem Chaker, bezeugt für das Kabylische ein in den bestehenden Wörterbüchern nicht angeführtes Adjektivwohl gerollt, wohl geformt‘, das dazu berechtigen könnte, der Wurzelform eine Bedeutung ‚wohl gerollt; gerundet‘ und so weiter zuzumessen.❬ref name="Chaker"/❭ Die einzige Unklarheit bleibe also die präzise Morphologie von , allerdings würden eine ganze Kette von Indizien und Daten die Hypothese eines lokalen, sehr frühen berberischen Wortursprungs bekräftigen.❬ref name="Chaker"/❭
Gegenwörter
[1] Bulgur
Oberbegriffe
[1] Nahrungsmittel
[1] Essen, Gericht, Mahl, Mahlzeit, Speise
Beispiele
[1] „‚Was für ein Genießer bin ich‘, wunderte er sich selbst und schwelgte über Köstlichkeiten wie ‚Datteln und Hammelbraten oder Couscous mit Pfefferminztee marokkanischer Art, ganz frisch‘.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Eine Anwältin nordafrikanischer Herkunft etwa musste sich die Fragen gefallen lassen, wie oft in der Woche sie Couscous esse, ob sie häufig nach Marokko fahre, aus welchen Nationalitäten sich ihr Freundeskreis zusammensetze und welche Zeitungen sie lese.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „»Eines Tages lag eine schwere Hungersnot über dem Land, in dem die Berber lebten. Die Engel im Himmel sahen zu, wie die Menschen verhungerten, und vor lauter Mitgefühl fingen sie an zu weinen. Als ihre Tränen auf die Erde fielen, wurden daraus kleine Getreidekörner – so kam der Couscous in die Welt.« Diese kleine Geschichte ist verwandt mit der biblischen Legende vom Manna in der Wüste.[…]Couscous ist grober Hartweizengrieß, der mit Salzwasser gemischt und so lange gerieben wird, bis die einzelnen Körnchen annähernd rund sind – dadurch bekommt er seine besondere Struktur.“❬ref❭Hans Gerlach: C – Couscous. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 41/2005 (URL, abgerufen am 27. April 2012).❬/ref❭
[1] „Über deren Holzkohlefeuern drehen sich kleine Spieße, die mit Couscous und Gemüse serviert werden. Ein marokkanisches Sprichwort lautet: ‚Jedes Körnchen Couscous steht für eine gute Tat.‘“❬ref❭❬/ref❭
Charakteristische Wortkombinationen
[1] Couscous walken, zubereiten

Übersetzungen

    • Afrikaans: [1] koeskoes , marokkaanse graan
    • Arabisch:
      [1] bàsi
      • [1]
        [1]
        [1] Nordtamaschek: ; Süosttamaschek: (Nigerbogen: Azawad-Gundam, Timbuktu-Gurma-Region) , ; Südwesttamaschek: (Azawagh) ,
        [1]
    • Bulgarisch ❬small❭(ISO 9)❬/small❭: [1] m
    • Dänisch: [1] couscous
      [1] lasiri
    • Englisch: [1] couscous
    • Finnisch: [1] kuskus
    • Französisch: [1] couscous m, veraltet: couscouss m, couscoussou m
      [1] lacciri
    • Griechisch (Neu-) ❬small❭(ISO 843:1999)❬/small❭: [1]
      [1]
    • Hebräisch: [1] m
    • Italienisch: [1] cuscus m, cuscussù m
      • [1] cuscus m, cuscusu m
    • Katalanisch: [1] cuscús m, cuscussó m
      [1] burabusko
      [1] kuskus
      [1] fùtu
    • Niederländisch: [1] couscous
    • Persisch: [1]
    • Polnisch: [1] kuskus m
    • Portugiesisch: [1] cuscuz m
    • Rumänisch: [1] cuşcuş
    • Russisch ❬small❭(ISO 9)❬/small❭: [1] m
    • Schwedisch: [1] couscous
      [1] saay
      [1] futo
    • Spanisch: [1] cuscús m, veraltet: alcuzcuz m
    • Tschechisch: [1] kuskus m
    • Türkisch: [1] kuskus
    • Ungarisch: [1] kuszkusz
      [1] cere
      [1] dambu
❬!-- für weitere Sprachkürzel siehe den Link unterhalb des Editierfensters --❭

Referenzen

[1] , Seite 731.
[1] , Seite 365.
[1] , Seite 284.
[1] , Seite 175.
[1] Duden online Couscous
[1]
[1]
[1] Wikipedia-Artikel Couscous
[1] The Free Dictionary Couscous
[*] canoo.net Couscous
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon Couscous
Quellen

Ähnliche Wörter

Kusus

Substantiv, m, n

Kasus Singular 1 Singular 2 Plural
Nominativ Couscous Couscous Couscous
Genitiv Couscous Couscous Couscous
Dativ Couscous Couscous Couscous
Akkusativ Couscous Couscous Couscous
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Alternative Schreibweisen

Kuskus
Nebenformen
Kuskusu; veraltet: Kuskussi, Kuskussu
Worttrennung
Cous·cous, Cous·cous, Cous·cous
Aussprache
IPA ˈkʊskʊs[1][2][3][4][5], auch: ˈkuskus[6][7], ˈkusˈkus[8], ˈkʊskʊs, auch: ˈkuskus, ˈkusˈkus, ˈkʊskʊs, auch: ˈkuskus, ˈkusˈkus
Hörbeispiele: , , , , , , , ,