Jiddisch

Z

Bedeutungen

[1] jüdische Mischsprache bestehend aus mittelhochdeutschen, hebräischen und romanischen, später auch slawischen Sprachelementen.
[a] vor dem Holocaust: Umgangssprache von ungefähr zwölf Millionen aschkenasischen Juden
[b] nach dem Holocaust: Zweit- oder Drittsprache (nur noch selten Muttersprache), die heute vor allem in Nord- und Südamerika sowie in Israel von ungefähr drei Millionen Menschen gesprochen wird
Abkürzungen
[1] Jid., Jidd.
[1] ISO 639-1 yi, ISO 639-2 yid, ISO 639-3 (SIL) (Makrosprache) yid, (Ostjiddisch; Israel) ydd, (Westjiddisch; Niederlande, Deutschland, Österreich) yih
Herkunft
entstammt der jüdischdeutschen Eigenbezeichnung jidisch jiːdɪʃ, idisch iːdɪʃ „jüdisch“; der Begriff gelangt im 19. Jahrhundert durch ostjüdische Emigranten nach England, wo er sich der Aussprache anglich yiddish jɪdɪʃ, um die gemeinsame Sprache der europäischen Juden zu beschreiben. Unter dieser Bedeutung etablierte sich der Begriff in der Sprachwissenschaft und wurde schließlich anfangs des 20. Jhds. aus dem Englischen als jiddisch entlehnt
Sinnverwandte Wörter
[1] historisch: Judendeutsch, Judenteutsch, Jüdischdeutsch, jüdisches Deutsch, Jidisch, Mauscheldeutsch
[1] salopp für Ostjiddisch: Jargon
Oberbegriffe
[1] westgermanische Sprache
Unterbegriffe
[1] Altjiddisch, Jungjiddisch, Kolonialjiddisch, Mitteljiddisch, Neujiddisch, Neuostjiddisch, Nordjiddisch, Ostjiddisch, Standardjiddisch, Südjiddisch, Übergangsjiddisch, Urjiddisch, Westjiddisch
Heteronyme
[1] Judäo-Arabisch, Judenarabisch: Jahudisch, Moghrabi
[1] Judäo-Berberisch, Judenberberisch
[1] Judäo-Georgisch, Judengeorgisch
[1] Judengriechisch: Jevanisch/Jewanisch, Romaniotisch
[1] Judäo-Persisch, Judenpersisch: Dzhidi
[1] judäo-romanische Sprachen:
[1] Judenslawisch: Knaainsch
[1] sephardische Sprachen: Hakitia, Judenportugiesisch, Judenspanisch, Judezmo/Dzudezmo, Ladino, Spaniolisch
[1] karaimische Sprache, Karaimisch: Trakay, Galit
[1] Yinglish, Jeschiwisch, Krimtschakisch
Beispiele
[1] „Dieses Jiddisch war nun inzwischen dem gleichzeitigen Deutsch immer unähnlicher geworden, obwohl der deutsche Wortschatz nie unter drei Viertel des gesamten Bestandes herabsank.“❬ref❭ Salcia Landmann: Jiddisch. Abenteuer einer Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1964, Seite 34.❬/ref❭
[1] „Im Jiddischen bilden vier Hauptkomponenten die Struktur: die germanische, die semitische, die slawische und die romanische. Zu berücksichtigen ist noch das griechische und persische Lehngut, das meist über das nachbiblische Schrifttum, wie den Talmud in das Jiddische gelangt ist.“❬ref❭Ingeborg-Liane Schack: Die jiddische Sprache. Das jiddische Sprichwort, VMA-Verlag, Wiesbaden 1998. Seite 27. ISBN 9783928127530❬/ref❭
[1] „Mit mehr Berechtigung lässt sich Jiddisch nämlich als eine Komponentensprache (engl. fusion language, jidd. schmélzschprach) bezeichnen, die ihre Entstehung einem lang andauernden und intensiven Kontakt verschiedener Sprachen bei den aschkenasischen Juden verdankt.“❬ref❭Marion Aptroot, Roland Gruschka: Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache, Originalausgabe, C.H. Beck, München 2010. Seite 11. ISBN 9783406527913❬/ref❭
[1a,] „Als Kind wurde er einmal in glimmende Kohlen gestoßen und einmal attackierte ihn ein Stier, als Erwachsener überstand er ein rumänisches Lager unter den Faschisten und dann zehn Jahre den Gulag im äußersten Norden, und nun lebt er hochbetagt und blind im Hochschwarzwald: eines deutschen Dichters Jahrhundert. «Deutsch»? Ja, denn der kleine Moses Rosenkranz, 1904 in Berhometh in der Bukowina geboren, erwählte sich, in einem Sprachengemisch von Jiddisch, Polnisch, Ruthenisch und Deutsch am östlichen Rand des K.-u.-k.- Kronlandes, das «Buchenland» heißt, aufwachsend, rätselhafterweise die deutsche Sprache als das Medium, das allein seinem Innern entspreche.“❬ref❭Süddeutsche Zeitung, 'Feuilleton', Polyglottischer Notballast, 16.05.2001.❬/ref❭
[1b] „Geboren 1963 in Frankreich, lernt er Hebräisch und Jiddisch, heute ist er Direktor des Hauses für Jiddische Kultur in Paris. Er liest Gedichte in Jiddisch, ein anderes Mal aus seinem neuen Roman "Eine Liebe ohne Widerstand", er liest auf Französisch, später auf Deutsch.“❬ref❭taz, Schmuggler in den Bergen der Wörter, 08.07.2004.❬/ref❭
Wortbildungen
[1] Jiddischismus, Jiddischist, jiddischistisch, Jiddismus, Jiddist, Jiddistik
[1] Altjiddisch, Jungjiddisch, Kolonialjiddisch, Mitteljiddisch, Neujiddisch, Neuostjiddisch, Nordjiddisch, Ostjiddisch, Standardjiddisch, Südjiddisch, Übergangsjiddisch, Urjiddisch, Westjiddisch

Referenzen

[1] Wikipedia-Artikel Jiddisch
[1] canoo.net Jiddisch
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon Jiddisch
Quellen

Ähnliche Wörter
ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:Jidisch, Jüdisch

Substantiv, n

Kasus Singular 1 Singular 2 Plural
Nominativ (das) Jiddisch das Jiddische
Genitiv (des) Jiddischs des Jiddischen
Dativ (dem) Jiddisch dem Jiddischen
Akkusativ (das) Jiddisch das Jiddische

Anmerkung

Die Form „das Jiddische“ wird nur mit bestimmtem Artikel verwendet. Die Form „Jiddisch“ wird sowohl mit als auch ohne bestimmten Artikel verwendet.
Worttrennung
Jid·disch, das Jid·di·sche, kein Plural
Aussprache
IPA ˈjɪdɪʃ, ˈjɪdɪʃə
Hörbeispiele: , Jiddische

 

jiddisch

 Adj.  Z

Bedeutungen

[1] die jiddische Sprache betreffend
Abkürzungen
[1] jidd.
Herkunft
aus „īdisch, jīdisch“, der Entsprechung des deutschen „jüdisch“, belegt seit dem 16. Jahrhundert❬ref❭ Hermann Paul: Deutsches Wörterbuch. 10. Auflage Niemeyer, Tübingen 2002, Stichwort „Unwort“. ISBN 3-484-73057-9❬/ref❭; steht als jiddische Kurzform von jiddisch-daitsch „jüdisch-deutsch“ für die Sprache der aschkenasischen Juden❬ref❭Duden online jiddisch❬/ref❭
Oberbegriffe
[1] hochdeutsch
Unterbegriffe
[1] altjiddisch, ostjiddisch, westjiddisch
Beispiele
[1] „Entsprechendes läßt sich auch an ländlichen Mundarten beobachten, in die je nach Anteil der Juden an der Bevölkerung eine mehr oder minder große Zahl jiddischer Wörter entlehnt worden ist.“❬ref❭ Hans Peter Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft. Beck, München 2003, Seite 8. ISBN 3-406-49437-4 ❬/ref❭
[1] „Die neuere jiddische Literatur hat zahlreiche Wurzeln im jüdischen Schrifttum vergangener Jahrhunderte.“❬ref❭ Hans Joachim Störig: Abenteuer Sprache. Ein Streifzug durch die Sprachen der Erde. 2., überarbeitete Auflage.Langenscheidt, Berlin/München 1997, Seite 229. ISBN 3-581-66936-6.❬/ref❭
[1] „In Wilna und Minsk waren Institute für die jiddische Sprache entstanden.“❬ref❭ Salcia Landmann: Jiddisch. Abenteuer einer Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1964, S. 40.❬/ref❭
[1] „Wie kommt es also, dass den Menschen im Rheinland zwar der Mischcharakter ihrer Alltagssprache bewusst ist, die jiddische Komponente dabei aber ausgeklammert bleibt?“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Die jiddischen Zeitungen schrieben über Ozjel und seine kleine Schule auf der Ulica Ciepła und druckten Dankesbriefe ab.“❬ref❭❬/ref❭
Wortbildungen
Jiddisch, jiddischsprachig

Referenzen

[1] Duden online jiddisch
[1] Wikipedia-Artikel jiddisch
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache jiddisch
[1] canoo.net jiddisch
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon jiddisch
Quellen

Ähnliche Wörter

jüdisch

Adjektiv

Positiv Komparativ Superlativ
jiddisch

Worttrennung

jid·disch,
Aussprache
IPA ˈjɪdɪʃ
Hörbeispiele:
Betonung
jịddisch