schliefen

 st. Verb  Z

Verb

Zeitform Person Wortform
Präsens ich schliefe
du schliefst
er, sie, es schlieft
Präteritum ich schloff
schliefte
Konjunktiv II ich schlöffe
schliefte
Imperativ Singular schliefe!
Plural schlieft!
Perfekt Hilfsverb Partizip II
sein geschloffen
geschlieft

Worttrennung

schlie·fen; Präteritum stark: schloff, schwach: schlief·te; P II stark: ge·schlof·fen, schwach: ge·schlieft
Aussprache
IPA ˈʃliːfn̩, ˈʃliːfɱ̍; Präteritum stark: ʃlɔf, schach: ˈʃliːftə; P II stark: ɡəˈʃlɔfn̩, ɡəˈʃlɔfɱ̍, schwach: ɡəˈʃliːft
Hörbeispiele: , Präteritum , P II
Reime -iːfn̩
Bedeutungen
[1] süddeutsch, österreichisch, sonst veraltet: schlüpfen
[a] in, aus, unter, durch, zwischen, hinter etwas schliefen: sich (durch eine enge Öffnung gleitend) an einen bestimmten Ort begeben
[b] in, aus etwas schliefen: ein Kleidungsstück anziehen, ein Kleidungsstück ablegen
[c] bei eierlegenden Tieren, Insekten: aus dem Ei, der Puppe kriechen
[2] waidmännisch: in einen Bau kriechen
[3] Höhlenforschung: einen Schluf passieren
Herkunft
mittelhochdeutsch slîfen,❬ref❭❬/ref❭ althochdeutsch sliofan, sliufan, sliafan❬ref❭Duden online schliefen❬/ref❭❬ref name="Grimm"❭Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 schliefen❬/ref❭
steht in enger Verwandtschaft zu schleifen, der Bedeutungsunterschied (gleiten über eine Fläche / gleiten durch eine Öffnung) ist aber schon sehr früh herausgebildet❬ref name="Grimm" /❭
standardsprachlich seit dem 17. Jahrhundert durch die Intensivbildung schlüpfen (mittelhochdeutsch slüpfen, slupfen)❬ref❭❬/ref❭❬ref❭❬/ref❭ verdrängt, hat sich nur in der Fachsprache und den bairischen Dialekten halten können❬ref name="Grimm" /❭
bis ins Frühneuhochdeutsche Ablaut in der 2. und 3. Person Singular und im Imperativ Singular: schleufst, schleuft, schleuf (mittelhochdeutsch sliufest, sliufet, sliuf), was sich oberdeutsch ebenfalls noch länger gehalten hatte❬ref❭❬/ref❭❬ref name="Grimm" /❭❬ref name="Wenig"❭Christian Wenig: Gedrängtes Handwörterbuch der deutschen Sprache. Zweite Auflage, Erfurt 1838, Seite 537.❬/ref❭
Kausativformen schlaufen, schleufen (mittelhochdeutsch sloufen);❬ref❭❬/ref❭❬ref❭Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 schlaufen❬/ref❭❬ref❭Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 schleufen❬/ref❭❬ref name="Grimm" /❭ Substantivierung Schluf❬ref❭Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 Schluf❬/ref❭
seit dem 18. Jahrhundert auch schwach konjugiert, seit dem 20. Jahrhundert gehäuft❬ref name="Wenig" /❭
Synonyme
[1,] schlüpfen
[1a] kriechen, huschen
[1b] in etwas schliefen: überziehen, überwerfen, anziehen, überstreifen; aus etwas schliefen: ablegen, ausziehen
[3] schlufen, kriechen
Oberbegriffe
[1a,] fortbewegen
Beispiele
[1a] 1941: „Der Mann streifte die Kleider ab und schloff unter die Decke, er gab auf das Reden der Frau kaum eine Antwort.“❬ref❭Gertrud Fussenegger: Die Leute auf Falbeson. Diederichs, Jena 1941, Seite 53.❬/ref❭
[1a] 1839: „Sie sind anfangs so klein, daß sie leicht durch die feinsten Ritzen der Insectenkästen schliefen können, ja sie bohren sogar kleine Löcher hinein, so wie auch in Bücher.“❬ref❭Lorenz Oken: Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände. Hoffmann'sche Verlags-Buchhandlung, Stuttgart 1839; Fünfter Band, dritte Abtheilung / Theirreich: zweiter Band, letzte Abtheilung; Seite 1685.❬/ref❭
[1a] 1804: „Isaak. – (Schlieft aus dem Gebüsch hervor.) – Isabelle!“❬ref❭Deutschlands Aufklärung im neunzehnten Jahrhundert. Zweiter Jahrgang, erster Band, erstes Heft, September, Augsburg 1804, Seite 251.❬/ref❭
[1a] 1795: „Ehe die Weisel ihr Ey in eine Zelle leget, so schlieft sie zuvor mit dem Kopfe hinein, vermuthlich um zu sehen, ob sie zweckmäßig engerichtet ist; bald kriecht sie wieder heraus; und wenn sie ihr anständig ist, so schlieft sie mit dem Hintertheile des Leibes hinein bis sie den Boden anrühret.“❬ref❭D. L. L.: Vollständige Abhandlung über Bienenkenntniß und Bienenzucht. Augsburg 1795, Seite 53.❬/ref❭
[1b] 1756: „Lege an das härine Kleid, schliefe in den Sack der Buß, nimm an die Trauer, der du in kurzem vor dem strengen Richterstuhl Gottes als ein Ubelthäter erscheinen mußt.“❬ref❭Historisch-bewegliche Beschreibung des unsterblichen im sterblichen Leib Leidenden Gottes Jesu Christi. Matthäus Rieger, Augsburg 1756, Seite 461.❬/ref❭
[1b] 1715: „❬tt❭Hercules,❬/tt❭ der sein Heroisches Haupt biß unter die Pantoffel seiner herrischen ❬tt❭Omphale❬/tt❭ geduckt und verdemüthiget, sein Helden-Faust, mit welcher Er Riesen, Löwen und Schlangen zerrissen, zur Spindel und Rocken bequemet, und anstatt der Löwen-Haut in einen stinckenden Fuchs-Balg oder Weiber-Kleid geschloffen ist.“❬ref❭Hundert-fache Lob-Stimm. Verlag Georg Schlüter und Martin Happach, Augsburg 1715, Seite 992.❬/ref❭
[1c] 1835: „Plötzlich klammert sie sich an, die Haut öffnet sich und eine vollkommene Schabe, weiß wie der Schnee, mit schwarzen Augen schlieft heraus.“❬ref❭Lorenz Oken (Herausgeber): Isis. Jahrgang 1835, Heft 1–12, Brockhaus, Leipzig 1835, Seite 901.❬/ref❭
[1c] 1788: „Bei gutem Wetter schlieft der Vogel in 14 Tagen aus.“❬ref❭Moriz Balthasar Borkhausen: Naturgeschichte der Europäischen Schmetterlinge nach systematischer Ordnung. Erster Theil: Tagschmetterlinge. Frankfurt 1788, Seite 13.❬/ref❭
[2] 1977:
„Doch wäre so ein Dackel groß,
Wär er schon nicht mehr makellos!
An sich gebaut, um in die Tiefen
Des Dachsbaus ganz bequem zu schliefen,
Darf jetzt, wo so viel wird geschloffen,
Er eine große Zukunft hoffen.“❬ref❭Eugen Roth: Sämtliche Werke. Band: Verserzählungen. C. Hanser, 1977, Seite 151.❬/ref❭
[2] 1843: „Verspürt man frisch, daß der Fuchs in den Bau geschloffen, so nehme man ein Paar Schützen zu sich und stelle sich so an, daß man die Röhren, deren ein Bau oft mehrere hat, gehörig und ohne Gefahr für die Schützen beschießen kann, lasse dann ein Dachshündl, welches gut schlieft, hinein, damit es den Fuchs heraus rauft und derselbe bei seiner Ausflucht, welche freilich blitzschnell ist, geschossen werden kann.“❬ref❭Niedere Jagd. München 1843, Seite 48.❬/ref❭
[3] 1992: „Allerdings muß dafür der Wasserstand soweit abgesunken sein, daß der Taucher ohne Gerät durch den Versturz hindurch in die ‚Quellspalte‘ schliefen kann.“❬ref❭Michael Meyberg, Bettina Rinne: Kessel und Hirschbrunn bei Hallstatt – Zusammenfassung neuer Forschungsergebnisse. In: Die Höhle, 1992, Band 43, Ausgabe 1, Seiten 18–25. ❬small❭PDF-Datei❬/small❭❬/ref❭
schwach konjugiert:
[2] 2003: „Mit genau dem selben Effekt ist er wieder in den Bau ‚eingeschlieft‘, also hineingekrochen.“❬ref❭Walter Lange: Uranus – zum Jagen geboren. Books on Demand, 2003, Seite 76. ISBN: 978-3-8334-0396-5❬/ref❭
[3] 2000: „Er schliefte nun mit den Füßen voran durch die Engstellen.“❬ref❭Uwe Fricke, Siegfried Wielert, Lothar Midden: Höhlenrettungsaktion am Winterberg vom 26. März 2000. Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz e.V., abgerufen am 6. September 2013.❬/ref❭
[2] 1952: „Recht unbeholfen, durch den schweren Rucksack behindert, kletterte ich die fünfzehn Meter bis zu meiner Burg hoch, schliefte ein wie ein Dachs in seine Höhle, baute die Kamera auf … und wartete.“❬ref❭Kurt Gentz: Im Reiche der Fischreiher. Sachsenverlag, Dresden 1952, Seite 40.❬/ref❭
[2] 1916: „Die Teckel schlieften ein in die engen Röhren.“❬ref❭Richard Skowronnek: Muttererde: Die schwere Not. Morgenrot. Zwei Romane aus dem großen Krieg. Ullstein Verlag, Berlin 1916, Seite 94.❬/ref❭
[1a] 1911: „Komme ich da eines Morgens, Donnerstag war es, in mein Bureau, und finde eine Akte, eine Akte, sage ich Ihnen, gerade was für einen Mann, der mit drei Flaschen Sekt nachts um drei ins Lager geschlieft ist.“❬ref❭Hermann Löns: Der Koloradokäfer. In: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 125. ❬small❭Text bei Wikisource.❬/small❭❬/ref❭
[1c] 1796: „In demselben Jahre erhielt ich von der Ph. B. Cossus 3 Männchen und 2 Weibchen, zwei von diesen Männchen fand ich als sie eben aus der Puppe geschlieft waren […]“❬ref❭Neues Hannoverisches Magazin. Fünfter Jahrgang (1795), Hannover 1796, Spalte 393.❬/ref❭
[1c] 1785: „Von ungefähr 30 Raupen ist mir kein einziger Schmetterling ausgeschlieft.“❬ref❭Johann Caspar Füeßly (Herausgeber): Neues Magazin für die Liebhaber der Entomologie. Zweiter Band, Zürich 1785, Seite 73.❬/ref❭
Wortbildungen
schliefbar, Schlief, Schliefer; durchschliefen, einschliefen, ausschliefen, verschliefen, abschliefen

Referenzen

[1,] Duden online schliefen
[1,] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache schliefen
[1] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 schliefen
[1] canoo.net schliefen
[1]
[1] Christian Wenig: Gedrängtes Handwörterbuch der deutschen Sprache. Zweite Auflage, Erfurt 1838, Seite 537.
[2]
[2] Joseph und Franz Kehrein: Wörterbuch der Weidmannssprache. Verlag Chr. Limbarth, Wiesbaden 1871, Seite 256.
[2]
[3] Wikipedia-Artikel Schluf
Quellen

Konjugierte Form

Worttrennung

schlie·fen
Aussprache
IPA ˈʃliːfn̩, ˈʃliːfɱ̍
Hörbeispiele: ,
Reime -iːfn̩
Grammatische Merkmale
  • 1. Person Plural Indikativ Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
  • 3. Person Plural Indikativ Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
  • 1. Person Plural Konjunktiv II Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
  • 3. Person Plural Konjunktiv II Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
Ähnliche Wörter
ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:schliffen
feilschen, Schleifen, schleifen

Verb

Zeitform Person Wortform
Präsens ich schliefe
du schliefst
er, sie, es schlieft
Präteritum ich schloff
schliefte
Konjunktiv II ich schlöffe
schliefte
Imperativ Singular schliefe!
Plural schlieft!
Perfekt Hilfsverb Partizip II
sein geschloffen
geschlieft

Worttrennung

schlie·fen; Präteritum stark: schloff, schwach: schlief·te; P II stark: ge·schlof·fen, schwach: ge·schlieft
Aussprache
IPA ˈʃliːfn̩, ˈʃliːfɱ̍; Präteritum stark: ʃlɔf, schach: ˈʃliːftə; P II stark: ɡəˈʃlɔfn̩, ɡəˈʃlɔfɱ̍, schwach: ɡəˈʃliːft
Hörbeispiele: , Präteritum , P II
Reime -iːfn̩
Betonung
schli̲e̲fen